Inseln des Dritten Kinos. Algeriens unsichtbare Bilder

05.05.2014

Vorlesung + Übung

Leitung: Elisabeth Büttner, Viktoria Metschl (beide Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft)

Drittes Kino pocht auf ein Denken von Filmbildern als einerseits konkreten andererseits politischen Interventionen in tradierte Muster der Sichtbarkeit. Frantz Fanon (Kämpfer der algerischen Revolution, Theoretiker der Entkolonialisierung, Psychiater) beschreibt die koloniale Ordnung als eine 'Welt ohne Zwischenräume'. Wie verhalten sich die Formen des Films, die das Dritte Kino hervorbringt, nun in dieser Welt, die Diversität auszuschließen trachtet? Wie ziehen die Bilder des Films Lücken ein, welche Räume öffnen sie für bisher Unsichtbares und Unvernommenes?
Algerien weist eine lange Geschichte als Umschlagplatz des Dritten Kinos auf, das sich stets als internationale Bewegung verstand. In Algier fand im Jahr 1973 das "Third World Filmmakers Meeting" statt, ein "Pamphlet" für das Dritte Kino wurde verfasst, 1975 folgte die "Algiers Charter of African Cinema". Heute erinnert in diesem Land nach den Jahren des Bürgerkriegs kaum etwas an dessen einstige Bedeutung und internationale Eingebundenheit.

Die Lücken, die einst die koloniale Ordnung aufbrechen sollten, zeitigen sich heute vor allem als Lücke im Archiv der Filmbilder selbst. Algerische Beiträge zum Dritten Kino liegen als Torsi - verstreut und oft unbeachtet - in Filmarchiven quer durch Europa. Die Lehrveranstaltung wird sich auf Spuren dieser Filme begeben, das Dritte Kino als Bildtheorie des Politischen befragen, die Brisanz von Archiven diskutieren und filmische Grenzgänge zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem erörtern.