Marlen Haushofers Poetik des bewegten Stillstands
Mag. Nicola Kopf
Betreuer_in: Univ.-Prof. i. R. Dr. Annegret Pelz
Die Dissertation befasst sich mit der Darstellung von Im/Mobilität im Werk der österreichischen Autorin Marlen Haushofer (1920-1970) und untersucht eine ihr Schreiben kennzeichnende Bildlichkeit, die sich aus der motivischen Verschränkung von Bewegung und Stillstand heraus entfaltet. Grundlegend dafür ist die Beobachtung, dass Haushofer nicht nur in ihrem kanonischen Roman Die Wand (1963), sondern in ihrem gesamten Oevre raumzeitliche Ordnungen zeichnet, in denen Bewegung zwar stillgestellt oder eingeengt scheint, gerade dadurch aber zugleich in Gang gesetzt, sichtbar gemacht oder bewahrt wird. Während in der ersten Rezeptionswelle von Haushofers Literatur v.a. Geschlechterverhältnisse und deren Kritik erfasst wurden, stellt dieses Projekt Fragen nach dem ökokritischen Gehalt der Texte und bringt diese mit gegenwärtigen Diskursen zu Raum und Mobilität in Verbindung. Insbesondere in einer beschleunigten Gegenwart des Anthropozäns enthüllen Formen des Innehaltens und der Entschleunigung ein utopisches Potenzial und bilden bei Haushofer den Ausgangspunkt einer Poetik, die in dieser Arbeit mit der Formel des bewegten Stillstands erfasst wird.