Postmortale Mobilität: Präparierte Körper in Bewegung

Romana Bund, BA MA

Betreuer­_in: Prof. em. Dr. Thomas Macho

 

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Präparierte Körper sind scheinbar stillgelegte Überreste, die sich doch in Bewegung befinden. Als Basis eurozentrischer Wissens- und Wissenschaftsgeschichte oftmals in koloniale Fern- und Handelsbeziehungen eingespeist, bewegen sich die menschlichen und nicht-menschlichen Körper nicht nur durch Raum und Zeit, sondern verändern mit jeder Bewegung auch ihre materiell-semiotische Zusammensetzung. Präparierte Körper mit Blick auf ihre Mobilität zu erfassen, bedeutet diese nicht (mehr) als passive Einheiten zu denken, sondern als Teil relationaler Gefüge anzusehen, die unter ständige Re- und Deformierung in topologisch sowie historisch spezifischen Situationen entstehen. Präparierte Körper in Bewegung stellen neben Stabilität und Dauer auch Kategorien in Frage, wie sie im Laufe moderner Grenzziehungsverfahren entstanden sind. Sie sind Hybride, die in den Zwischenräumen von Leben und Tod, Natur und Kultur, Bewegung und Stillstand, sowie Mythos und Fakt operieren und in ihren vielschichtigen Mobilitätsmodi eine stetige Situierung der Betrachtungs- und Interaktionsweisen erfordern.

Einen Schwerpunkt bilden dabei präparierte Körper in der eurozentrischen Wissens-, Natur- und Medizingeschichte ab dem 19. Jahrhundert, die mit dem Meerjungfrauenmythos in Verbindung stehen. Trotz aller Versuche das Mythische durch Rationalisierung und moderne Fortschrittsnarrative aus den Wissenschaften zu verbannen, finden sich darunter ausgestorbene Seekühe (Sirenia) ebenso wie menschliche Überreste mit angeborenen ›Fehlbildungen‹ (Sirenomelie) und populäre Unterhaltungsobjekte (Feejee Mermaid). Der den Körpern anhaftende Mythos soll dabei als Kippfigur fungieren, der koloniale, patriarchale, kapitalistische und letztlich ableistische Fantasien und Fixierungen der Körper entlarvt und zugleich Neu- und Umerzählungen zentraler Mythen ermöglichen soll.